Ohne Mist: Kuhfladen und Insekten sind ein super Team

Haufenweise Insekten

Wie Kuhfladen für Artenvielfalt sorgen

12.07.2022

Kühe brauchen ihn nicht mehr. Menschen ärgern sich, wenn sie reintreten. Insekten lieben ihn: den Kuhfladen auf der Weide. Warum finden sie ihn so klasse und warum ist das sogar sehr wichtig? Und wie viele Fladen fallen eigentlich an?

Von Bioland

Für Insekten ist ein Kuhfladen auf der Weide, aber auch die Ausscheidungen von anderen Pflanzenfressern wie Pferde oder Schafe, ein wahrer Lieblingsort. Viel mehr als nur ein stilles Örtchen. Den entscheidenden Unterschied zu dem Kot von Schweinen (Allesfresser), Hunden oder Katzen machen die Reste von Pflanzenfasern. So kommt es, dass der für sie der Fladen Kindergarten, Wohnung, Nahrung und Jagdrevier zugleich ist. Dabei kann man hier von einer kunterbunten WG sprechen, denn verschiedenste Insekten fühlen sich vom Fladen und seinen unterschiedlichen Zersetzungsphasen angezogen.

Während die einen ihre Eier in den noch warmen Dung legen, fressen die anderen die schon geschlüpften Larven

 

Sowohl die Arten- als auch die Individuenzahlen sind vor allem auf extensiven Ganzjahresweiden oder wilden Weiden enorm. In einer Studie des Nationalparks Schwarzwald wurden mehr als 33 verschiedene Dungkäferarten nachweisen. Dabei waren die untersuchten Dunghaufen im Mittel von 50 Käfern besiedelt. Dunghaufen enthielten sogar mehr als 800 Tiere. 

Jörn Buse, Experte für Biodiversität im Nationalparkteam, erklärt die wichtige Rolle von Dungkäfern im Ökosystem: „Ohne ihre fleißige Arbeit wäre der Nährstoffkreislauf nicht geschlossen. Die Hinterlassenschaften der Käferlarven sind unmittelbar pflanzenverfügbarer Dünger. Außerdem belüften die Käfer durch ihr Graben den Boden und verbringen im Dung enthaltene Pflanzensamen in den Boden.“

 

Selektive Entwurmung für die Artenvielfalt

Andreas Striezel kennt sich in Sachen Parasiten und Entwurmung gut aus. Er ist Tierarzt und Berater bei Bioland für die Mitgliedsbetriebe. Kommt es zum Wurmbefall, führt das zur Abmagerung der Tiere. Denn: Die Würmer fressen mit und schädigen gleichzeitig den Magen-Darm-Trakt. Also müssen Mittel gegen Parasiten her. Das Problem: Die Medizin wird mit dem Kot ausgeschieden, sodass andere Insekten auch keine Chance haben und Lebensraum, Nahrungsquelle und Jagdrevier verloren gehen.

Wie geht Bioland damit um? „Unser Ziel ist ein Mittelweg, der sowohl gut für die Kühe als auch für die Biodiversität ist. Daher sollten nur die Tiere behandelt werden, die es auch wirklich brauchen. Denn klar ist: Je weniger entwurmt wird, desto besser ist das für die Umwelt beziehungsweise für die Tierchen im Dung“, sagt Andreas. „Unsere Bauern müssen daher laut unseren Richtlinien einen Nachweis über den Wurmbefall erbringen – ohne Nachweis keine Medizin.“

Dabei gibt es zwei Varianten:

  • Oral: Wenn die Mittel über das Maul verabreicht werden, wirken sie über den Darm. Der Kuhfladen ist bei dieser Variante etwas besser für die Insektenwelt als die unten beschriebene Option. Allerdings ist der Aufwand höher, weil jedes Tier einzeln behandelt wird.
  • Pour-on (englisch: gießen, aufschütten): Hier wird eine Flüssigkeit auf den Körper gegeben, die sich über die Haut im Körper verteilt. Das geht schneller, ist aber deutlich schlechter für Umwelt bzw. für Tierchen im Dung.

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