Biohotels gibt unter anderem in Deutschland, Südtirol und Österreich (Foto: Biohotel Rupertus, Leogang)

Von Essen bis Klimaschutz

Was bieten BioHotels?

06.05.2015

Auch im Urlaub muss man nicht mehr auf Bio verzichten - zumindest in Europa. Seit 1999 das erste Öko-Hotel Europas eröffnete, ist viel passiert. Inzwischen zählt der Verein Bio-Hotels rund hundert Mitglieder in acht Ländern.

Von Julia Romlewski

Wer im Alltag am liebsten Biolebensmittel isst, Müll vermeidet und Energie spart, muss im Urlaub oft beide Augen zudrücken. Denn was man in vielen Hotels erlebt, passt oft nicht so recht zu den eigenen Ansprüchen: Man weiß nicht, wo das Fleisch herkommt, welche Chemikalien im Hotelzimmer verbaut sind oder wie die Betreiber es eigentlich mit dem Energiesparen halten. Ist halt so, muss man hinnehmen? Nein, nicht mehr.

Die Bio-Küche im Leutascherhof in Tirol (Foto: BioHotels)

 

Inzwischen gibt es allein in Deutschland mehr als 50 Hotels, die dem Verein BioHotels angehören - in den Bergen, an der Ostsee und auch in ein paar Großstädten. Europaweit sind es zurzeit an die hundert Hotels in acht Ländern, einige davon noch in Umstellung auf Bio.

Die BioHotels haben ganz unterschiedliche Angebote. Es gibt Naturhotels mitten im Grünen, Kurhotels mit Wellnessangeboten, Reiturlaub, Entschlacken und Yogastunden. Es gibt Familienhotels, wo Eltern mit ihren Kindern Brot backen oder Tiere erleben können.

Allen Hotels aber ist gemeinsam: Sie bieten ihren Gästen möglichst zu hundert Prozent Bio-Lebensmittel an, in Deutschland vor allem von Bioland, und achten auf Klimaschutz und ökologische Materialien.
"In den BioHotels bekommen Sie gutes authentisches Bio-Essen", sagt der Geschäftsführer des Vereins, Ludwig Gruber. Festgeschrieben ist das in den Vereins-Richtlinien, die Hotels müssen sich zertifizieren lassen und werden auch kontrolliert.

 

Angefangen hat alles 1998. Da war Gruber noch im Marketing bei Bio Austria beschäftigt. Damals kam ein Tiroler Hotellier zu ihm und wollte seine Küche auf Bio umstellen, wusste aber nicht so recht wie. "Ich habe mir das dann zur Lebensaufgabe gemacht, Hotels bei der Umstellung zu helfen", sagt Gruber. Das Tiroler Hotel Schweitzer wurde zum ersten BioHotel Europas.

Ein paar andere zogen nach, 2001 entstand dann der Verein Bio-Hotels mit dem Ziel hundert Prozent Bio-Versorgung. "Wir haben uns vor allem als Selbsthilfegruppe gesehen", sagt Gruber. "In Deutschland war Bioland der einzige Verband, der uns unterstützt hat.

Die falschen Gäste

Probleme gab es zunächst auch mit den Gästen. "Wir hatten plötzlich viel Bio, aber die falschen Gäste dafür", erinnert sich Gruber. Gäste, die mit Bio nicht viel anfangen konnten. Inzwischen kommen vor allem Menschen, die auch im Alltag Bioprodukte kaufen. 150.000 Gäste haben die Bio-Hotels pro Jahr.

In den BioHotels werden fast ausschließlich Biolebensmittel verwendet, auch auf die regionale Herkunft wird geachtet. Ausnahmen müssen gekennzeichnet werden. Bevorzugt wird Bioland-Ware. Mikrowellen sind tabu. Bei Getränken sind die Regeln etwas lockerer - etwa beim Wein. Mindestens die Hälfte der Weine auf der Karte muss aber bio sein. Überprüft wird das alles durch jährliche Kontrollen anerkannter Bio-Kontrollstellen wie ABCERT.

Im Familienhotel Gut Nisdorf an der Ostsee warten Schaf Emma, Pferde und ein Ziege auf die kleinen Besucher (Foto: BioHotels/Nisdorf)

 

Urlauber können sich bei der Auswahl an den Blätterauszeichnungen des Vereins orientieren. Es gibt Hotels mit drei, vier oder fünf Blättern. Ein Hotel, das zu hundert Prozent Biolebensmittel verwendet, darf sich mit fünf grünen Blättern schmücken. Vier grüne Blätter gibt es, wenn bei Essen und Trinken höchstens drei konventionelle Produkte verwendet werden. Hat ein Hotel nur drei Blätter, befindet es sich noch in Umstellung auf Bio, kauft aber bereits zu mehr als 75 Prozent Bio-Lebensmittel ein.

Auch für Wellnessangebote gibt es Regeln: Es muss zertifizierte Naturkosmetik sein. Und wer sein Hotel umbaut, hat auf natürliche Materialien zu achten. Wichtig ist dem Verein auch, wie die Mitglieder mit Ressourcen umgehen.

 

Für Büro, Küche und Toilette ist Recyclingpapier Pflicht oder Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft, der Strom muss grün sein. Atomstrom? Geht gar nicht.  Die Energiestandards der BioHotels werden durch die „eco hotels certified“-Zertifizierung sichergestellt.

"Wussten Sie, dass ein deutsches Hotel im Schnitt 40 bis 50 Kilo CO2 pro Übernachtung produziert? Bei uns liegen viele Hotels unter zehn Kilo", sagt Gruber. Ölheizungen oder Flugware wie Tomaten aus marokkanischen Gewächshäusern im Januar? Für Gruber undenkbar. "Wir arbeiten auch nur mit Unternehmen zusammen, die hundert Prozent bio machen oder nur ganz wenige Ausnahmen haben."
Und auch im Umgang mit den Mitarbeitern wollen die Bio-Hotels anders sein. Es dürfe nicht nur um Umsatzmaximierung gehen, so die Philosophie des Vereins. "Wir wollen auch die Bauern am Leben erhalten", sagt Gruber.

Langfristig soll Erfolg anders definiert werden, nicht mehr nur über schwarze Zahlen. "Unser Konzept geht immer mehr in Richtung Gemeinwohlökonomie." Ziel ist eine Bilanzierung, die Nutzen anders bewertet als rein wirtschaftlich. Wo ein Unternehmen sich also um Mitarbeiter und Zulieferer bemühen muss, wenn die Bilanz stimmen soll.

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